Falls jetzt jemand denkt, dass wir ja nun endlich mal einen Tag ausschlafen und ganz in Ruhe mit einem leckeren Frühstück in den Tag starten könnten....leider Fehlanzeige! Um 4.30 Uhr klingelt der Wecker. Um 5 steht das Taxi vor dem Hostel bereit. 5.15 haben wir bereits im Flughafen eingecheckt. Ab gehts nach Arequipa, die sogenannte Hauptstadt des Südens. Ca. 1 Millionen Einwohner leben hier auf ca. 2300m über NN. Übrigens gibt es in Peru kaum deutsche Autos auf den Straßen zu sehen, außer alte VW Käfer und T2 Bullis. Die gibt es wirklich im Überfluss an jeder Ecke.
In Arequipa angekommen erfreuen wir uns erstmal an den angenehmen warmen Klima (ca. 28 Grad) und checken in unser Hostel (Peru Swiss Hostel, Doppelzimmer ca. 20EUR) ein. Abel, der Besitzer ist super nett und sehr hilfsbereit. Wir geben direkt mal ein paar Kilo Wäsche ab und schlendern zu einer Freewalkingtour in die Stadt. Doch das Gesprächstempo und der Humor des Guide sind nicht wirklich gut, also auch die 1,5 Stunden Tour eher mäßig bis schlecht.
Danach lassen wir uns ein wenig von den 1000 verschiedenen Agenturen beraten hinsichtlich Ausflüge in das Umland. Speziell der Colca-Canyon, die tiefste Schlucht Südamerikas (und damit deutlich tiefer als der Grand Canyon) und Heimat des Wappenvogels Condor scheint ein absolutes Muss zu sein. Eigentlich hatten wir uns die 2 Tagestour vorgenommen, aber nach dem Inka-Trail ist uns gerade nicht so nach Trekking um 5 Uhr morgens. Also wird für den nächsten Tag eine Tages(Rentner-)tour gebucht (ca. 20 EUR p.P.). Abholung am Hotel morgens zwischen 2.45 und 3.30. Jippi! :-)
Nachmittags geht es dann mit ein paar Bierchen, Buch und Musik auf die Hosteleigene Dachterrasse in die Hängematte :-). Herrlich!
Abends noch kurz ein paar Tacos beim Mexikaner verputzen und ab ins Bett. 2.25 klingelt ja der Wecker....Und für abends haben wir eine 10-stündige Busfahrt nach Nazca gebucht. Erholung hatte ich irgendwie etwas anders in Erinnerung...
Arequipa Tag2:
Die Colca-Canyon-Tour startet mit ca. 1 Stunde Verspätung. Ärgerlich, da wir natürlich pünktlich um 2.45 am Eingang des Hostels bereit standen, allerdings muss ich dazu sagen, dass das bisher die erste Verspätung ist und der weibliche Guide sich danach noch mal explizit entschuldigt. Also nicht meckern, sondern Tour genießen und erstmal noch ein Nickerchen bis wir den Nationalpark erreichen und es Frühstück gibt.
Auf dem Weg zum Colca-Canyon, also genauer gesagt, der Condor-View-Point, halten wir noch an ein paar netten Fotoplätzen.
Aber wirklich spektakulär ist das alles nicht. Am View-Point ist es erwartungsgemäß ziemlich voll und alle sitzen/liegen/stehen lauernd auf den Condor wartend.
Erst nach ca. 40 Minuten, kurz bevor der Bus weiterfährt, steigt doch noch ein Condor aus der Tiefe des Canyon auf, schon schön.
Danach machen wir eine kurze Pause und können uns in heißen Quellen etwas entspannen. Nebenan gibt es auch eine kleine Zipline, die wir uns natürlich auch nicht entgehen lassen... :-)
Anschließend geht die Fahrt noch auf den höchsten Aussichtspunkt Perus auf ca. 5200m, aber außer Kälte und Wind gibts hier nicht viel zu sehen.
Gegen 17 Uhr sind wir zurück in Arequipa, aber natürlich nur vorübergehend, da der Bus nach Nasca um 21 Uhr startet.
Die Fernbusse, besonders die Nachtbusse, sind eine gute Alternative zu Flügen und Zügen. Vorteil ist, dass die Busse (Wlan, Strom, Kissen, Decke) und speziell die Sitze (breit, bis 180 Grad verstellbar) deutlich komfortabler sind als bei Flixbus und Co. Zudem gibt es sogar ein Essen, serviert wie im Flugzeug und ähnlich fad im Geschmack.
Nazca/Ica:
Als wir beide morgens um 5 Uhr aufwachen und eine Stunde später pünktlich in Nazca ankommen, lassen wir uns direkt am Busbahnhof vom Erstbesten Heini anquatschen und buchen direkt einen Überflug über die Nasca-Linien. Trotz anfänglicher Skepsis klappt alles tiptop und wir sitzen schon eine Stunde später mit 4 weiteren Personen in einer kleinen Chesna auf dem 45 Minütigen Überflug (ca. 90 EUR p.P.).
Die beiden amerikanischen Mitvierziger in der Sitzreihe hinter uns machen derweil ordentlich Gebrauch von ihren Kotztüten. Zum Glück ist der Geräuschpegel des Rotors lauter als die Brechgeräuche, aber der Anblick und der leichte Geruch ist trotzdem nicht wirklich angenehm. Naja, vielleicht ist es in diesem Moment gut, dass wir noch nicht gefrühstückt haben.
Die verschiedenen Motive lassen sich auch Dank des guten Wetters sehr gut in dem kargen Wüstenboden erkennen. Aus der Luft wirken diese natürlich relativ mickrig, aber die meisten Motive haben eine Größe von mehrere hundert Metern.
Anschließend fahren wir mit einem Collectivo nach Ica. Das sind kleine Busse (ca. 10-16 Plätze), die bestimmte Strecken ohne konkrete Abfahrtszeiten bedienen, sondern dann fahren, wenn genug Leute an Bord sind. Somit wird auf recht nette Art und Weise sehr lautstark das Reiseziel von allen Beteiligten Personen beworben, um ausreichend Mitfahrer zusammen zu bekommen. Eine relativ günstige (ca. 4 EUR p.P.), schnelle, aber nicht sehr komfortable Fortbewegungsmöglichkeit.
Naja, auf jeden Fall kommen wir ca. 2 Std. später in Ica an, wo es noch einmal deutlich wärmer als in Arequipa und Nasqua ist. Nicht ohne Grund umgibt die Stadt Ica eine große Sandwüste mit den höchsten Sanddünen Südamerikas.
Und Letztere müssen natürlich von uns näher unter die Lupe genommen werden. Angeboten wird eine ca. 2-stündige Tour in einem großen Sandbuggy inkl. Sandboarding und Sonnenuntergang. Klingt gut, also gebucht (ca. 20 EUR p.P.).
Das Sandboarding läuft bei uns beiden eher so semigut.
Isa hat etwas zu viel Angst und mir fehlt nach 15 Jahren etwas die Übung bzw. Technik. Die letzte Abfahrt rutschen wir dann einfach, wie die meisten anderen Leute auch, kopf voraus liegend auf dem Board die Düne hinab. Macht auf jeden Fall Spaß. :-) Und der Sonnenuntergang kann sich auch sehen lassen...
Abends gibt es dann nach einer gründlichen Dusche ein paar Bierchen und Cocktails, da wir endlich mal am nächsten Tag keine frühen Pläne haben und zumindest bis 11 Uhr ausschlafen bzw. am Pool des Hostels rumhängen können. In der Nacht statte ich dann ein paar mal "Jörg" einen Besuch ab, der Grund bzw. Auslöser weiß ich leider auch nicht, aber auch am nächsten Morgen ist mir ziemlich flau im Magen. Isa verbringt den Morgen in der Sonne am Pool, während ich mir etwas kränkelt Werders 1:3 Niederlage live im TV reinziehe.
Lima:
Gegen Mittag geht es dann mit dem Bus nach Lima (4,5 Stunden, ca. 20 EUR p.P.). Eigentlich hätten wir auch erst am Sonntag nach Lima fahren können, da unser Rückflug erst abends um 21 auch startet, aber sicher ist sicher.
Da es mir abends immer noch nicht so ganz toll geht, verbringen wir den letzten Abend gemütlich im Hotelzimmer. Am nächsten Tag schlendern wir noch ein wenig durch eine Mall und lösen noch zwei Escaperooms. :-)
Danach geht es ab zum Flughafen und ohne erwähnenswerte Zwischenfälle wieder zurück ins kalte Deutschland bzw. erst nach Amsterdam und dann weiter mit Auto gen Osten.
Fazit:
Alles in allem war es ein toller und erlebnisreicher Urlaub, bei dem die Erholung vielleicht einen Tick zu kurz kam. Aber um unsere begrenzte Reisezeit mit den vielen unterschiedlichen Vegetationszonen, interessanten Städte und sonstigen kulturellen Möglichkeiten irgendwie in Einklang zu bringen, ließ sich ein wenig Stress und frühes Aufstehen nicht vermeiden. Und dabei mussten wir noch einige Highlights weglassen, wie z.B. den Titicacasee oder Tauchen im Norden Perus.
Sehr positiv in Erinnerung werden uns die super netten, freundlichen und stets hilfsbereiten Peruaner und Peruanerinnen bleiben. Zudem war das Essen (speziell auf dem Inka-Trail) super lecker und auch das Bier kann mit europäischen Gerstensäften definitiv mithalten. Preislich ist alles relativ günstig, wobei die touristischen Hotspots auch teilweise europäisches Niveau haben.
Absolutes Highlight war der Inka-Trail, den man wirklich sehr empfehlen kann.